Das Thema Virtuelle Realität (VR) beflügelt seit Jahrzehnten die Fantasie von Autoren, Technikern, Filmemachern und kreativen Entwicklern. Vor wenigen Jahren waren die Konzepte schwer oder gar nicht umsetzbar oder enttäuschten die Benutzer mit schlechter Performance und Grafik. Mit der Einführung von leistungsstarken Technologien wie Oculus Rift (Facebook) werden bislang theoretisch entwickelte Konzepte Realität. Wie so oft stecken hinter dieser Entwicklung die Entertainment- und die Spieleindustrie. Welche Potenziale hat diese Entwicklung jedoch für die Kongress- und Messebranche? Allein letztes Jahr eröffneten in Deutschland mehrere Dutzend VR-Spielhallen. Sie tragen Namen wie Holobar (HH), VR-Lounge (Berlin, Frankfurt) oder Leavr (Leipzig). Dabei handelt es sich in erster Linie natürlich um neue Modelle der Gaming-Szene. Viel wichtiger erscheint mir jedoch die prototypische Präsentation von neuen Räumen und Technologien, sie gewähren Vertretern aus anderen Branchen einen Einblick in diese vielfach noch verschlossene Welt.
Auf Messeständen und in Showrooms wird Virtual Reality schon seit einiger Zeit eingesetzt. Nur was sind die schlüssigen Konzepte neben der Präsentation von Inhalten? Eine besondere Herausforderung für die Eventbranche scheint mir die Mischung aus technischen und architektonischen Fragen sowie die Strategieplanung. Die Entwicklungen in diesem neuen Genre sind sehr dynamisch und schwer vorherzusagen. Drei Schritte empfehlen sich, um die Entwicklung zu verfolgen: Eigene Testprojekte starten, Marktentwicklungen verfolgen und Baumaßnahmen flexibel planen. Wie mit jeder Technologie müssen sich die Organisationen mit neuen Trends beschäftigen und ihre Erfahrungen machen. Für eine langfristige Strategieentwicklung sollten in so einem dynamischen Markt wenige Vorfestlegungen getroffen werden. Wie kann ich also bei Baumaßnahmen heute schon die möglichen technischen Entwicklungen in fünf bis zehn Jahren vorhersehen und in meine Planungen integrieren?
Mich hat der Ansatz des Phi Centres in Montréal fasziniert. Das Kunstcenter setzt auf einer kompletten Etage den Schwerpunkt VR-Erlebnisse. Der kuratorische Anspruch ist sehr hoch. Alle drei bis vier Monate wird eine neue Ausstellung präsentiert. Diese Taktung erscheint mir in diesem schnelllebigen Umfeld angemessen. Besonders hat mich die Arbeit „The tree“ bewegt und überzeugt. Das Projekt der New Reality Co. aus New York verbindet eine beeindruckende Erfahrung mit einem nachhaltigen gesellschaftlichen Anliegen. Für wenige Minuten wurde ich zu einem Baum: Von den ersten Entwicklungen im Erdreich bis zum Durchstoßen der Baumkrone mit meinen Blättern. Das Ende ist tragisch und soll hier nicht verraten werden… Myriam Achard, Kommunikationsleiterin des Phi Centres, bringt verschiedene Aspekte auf den Punkt: „Wir sind begeistert, dass wir in diesem Jahr noch zwei große VR-Ausstellungen in das Phi Centre in Montréal bringen können. Wir glauben, dass physische Orte für diese Arten von Ausstellungen sehr wichtig sind und wollen den Zugang zu all diesen neuen Technologien demokratisieren.“
Wenn Sie nicht nach Kanada reisen wollen, lohnt sich der Besuch von Entwicklungsstudios für Virtuelle Realität. Retune, eine Berliner Community-Plattform, die Kunst, Design und Technologie verbindet, veranstaltet neben einer Konferenz Besuche in VR-Studios. Auf der nächsten re:publica vom 2. bis 4. Mai 2018 gibt es in der Station Berlin viele spannende VR-Projekte zu entdecken. Ich freue mich auf Ihren Besuch und den Gedankenaustausch. ANDREAS GEBHARD
https://phi-centre.com
https://retune.de/
https://re-publica.com/de/tags/virtual-reality